Merkblatt Mittelmeerkrankheiten

Mittelmeerkrankheiten sind ein Schreckgespenst, über das viele Hundebesitzer sprechen. Doch nur die wenigsten wissen, über was sie da eigentlich reden.
Wir möchten Ihnen einen kleinen Überblick über die so genannten Mittelmeerkrankheiten, ihre Symptome und Heilungsmöglichkeiten geben.


Am häufigsten genannt ist die LEISHMANIOSE.

Leishmaniose ist eine Infektion, die durch parasitäre Einzeller ausgelöst wird. Die Einzeller (Leishmanien) werden durch den Stich der Sandmücke übertragen. Die Leishmanien siedeln sich in Leber, Milz und dem Knochenmark an. Die Organe werden zerstört. Außerdem treten geschwürartige Hautveränderungen auf. Unbehandelt führt die Krankheit innerhalb von 6 Monaten bis 2 Jahren zum Tod.
Unterscheiden muss man zweierlei. Ist der Hund erkrankt, das heißt, die Leishmaniose ist ausgebrochen, oder ist der Hund lediglich infiziert, das heißt, er trägt Leishmanien in sich - wie beispielsweise ca. 30 bis 40 % der Menschen in Südfrankreich. Von der Infektion eines Hundes mit Leishmanien bis zum Ausbruch der Krankheit können bis zu sieben Jahren vergehen. Bei manchen Hunden bricht die Krankheit überhaupt nicht aus.

Was sind die Alarmsignale?
Es gibt verschiedene Symptome, die in den seltensten Fällen gleichzeitig auftreten. Es seien hier auch nur einige genannt: Gewichtsverlust trotz Appetit, starker Durst, Durchfall, Nervenschmerzen, Gelenkentzündungen, Pigmentstörungen, Lymphknotenschwellungen, Nasenbluten, Haarausfall, überlanges Krallenwachstum.
Am markantesten ist die Hautveränderung. Wenn sich bei ihrem Hund Geschwüre auf der Haut bilden, die schlecht heilen. Wenn die Haut schuppig wird, um die Augen herum die Haare ausfallen oder die Ohren ausfransen ist auf jeden Fall ein Leishmaniose-Test angeraten.

Wie funktioniert dieser Test?
Es gibt zwei Möglichkeiten zu testen. Einmal der Bluttest. Im Blut lassen Sich nicht die Leishmanien selbst, sondern lediglich die Antikörper (Titer- Wert) nachweisen. Zum zweiten gibt es den direkten Nachweis der Leishmanien über eine Knochenmarkpunktur. Der Bluttest ist nur dann absolut verlässlich ist, wenn die Krankheit bereits einmal ausgebrochen war. Bei Hunden, die lediglich infiziert sind, funktioniert der Bluttest nicht hundertprozentig. Dann kommt hinzu, dass die Sandmücken zum Überleben ganz spezielle Umweltbedingungen brauchen. Sind diese nicht vorhanden, können auch Sandmücken nicht überleben und damit gibt es auch keine Leishmaniose. Eine Grundvoraussetzung für das Überleben der Sandmücke ist Süßwasser.

Was tun, wenn sich der Leishmaniose-Verdacht bestätigt hat? Erst einmal
Ruhe bewahren.
  Eine Übertragung direkt vom Hund auf den Menschen ist nur unter einer Voraussetzung möglich: Schmierinfektion. Das heißt, Blut des Hundes oder das Sekret aus einem Hautgeschwür des Hundes muss mit einer offenen Wunde von Ihnen in Berührung kommen. Hinzu kommt, dass Leishmaniose für den Menschen in der Regel ungefährlich ist (Bestes Beispiel wieder die Südfranzosen).

Zur Behandlung des Hundes gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen eine Tablettentherapie mit dem Wirkstoff Allopurinol (wird in der Humanmedizin gegen Gicht eingesetzt). Dann eine kurzzeitige Behandlung mit einem Antimon- Präparat (Glucantime). Weitere Medikamente befinden sich in der Testphase.
Durch die Gabe dieser Medikamente kann der Hund im Regelfall noch Jahre lang ohne Beschwerden weiter leben. Auch die Kosten halten sich in Grenzen. Je nach Gewicht des Hundes reichen bei einem lediglich infizierten Hund 5,- Euro im Monat für Medikamente aus. Manche Hunde, die lediglich infiziert sind, müssen auch gar nicht behandelt werden.

Wie können Sie Ihren Hund vor Leishmaniose schützen?
Leider gibt es noch keinen Impfstoff. Es gibt jedoch ein Halsband, dessen Wirkstoff die Sandmücken abtötet (Scalibor-Halsband). Ein infizierter Hund sollte den Rest seines Lebens ein solches Halsband tragen (auch wenn die Krankheit nicht ausbricht), um zu verhindern, dass von ihm die Leishmaniose via Sandmücke auf andere Hunde übertragen wird.
Sie sehen, Leishmaniose ist ein Schreckgespenst, mit dem sich eine ‘Auseinandersetzung‘ lohnt. Wobei wir nicht verharmlosen wollen.
Ein Hund, bei dem die Krankheit ausgebrochen ist, kann eine massive Belastung darstellen.



Als nächstes möchten wir ihnen die Krankheiten vorstellen, die durch den Biss von Zecken übertragen werden.


Da ist erst einmal die BABESIOSE.
Babesien sind Einzeller, die sich in den roten Blutkörperchen des Hundes vermehren und diese zerstören. Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit liegen 7 Tage bi 3 Wochen. Jedoch muss auch Babesiose nicht ausbrechen, obwohl der Hund infiziert ist.
Wenn die Krankheit jedoch ausbricht, kommt es zu folgenden Symptomen, die jedoch nicht immer gleichzeitig auftreten müssen: Fieber, Apathie, Gewichtsverlust, blasse Schleimhäute, angestrengte Atmung, Kreislaufstörungen und Vergrößerung von Milz und Leber. Durch einen Bluttest können die Babesien nachgewiesen werden.
Durch verschiedene Medikamente, die in einer Kur über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen verabreicht werden, werden die Babesien abgetötet. Das am häufigsten angewendete Medikament ist Imizol.


Als nächstes gibt es die ERLICHIOSE.
Häufig tritt die Erlichiose gemeinsam mit der Babesiose auf. Bei der Erlichiose greifen die Einzeller die weißen Blutkörperchen an.
Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit liegen im Regelfall
etwa 7 Tage bis 3 Wochen. Jedoch kann der Hund auch mit Erlichiose infiziert sein, ohne dass die Krankheit ausbricht.
Die Symptome sind: Fieber, Nasen- und Augenausfluss, blasse Schleimhäute, Lymphknotenschwellung, Gelenkentzündungen, Erbrechen und Durchfall. Der Nachweis der Einzeller gelingt ebenfalls durch einen Bluttest.
Die Bekämpfung der Einzeller erfolgt ebenfalls in Form einer Kur. Die angewendeten Medikamente sind Imizol und Doxycyclin (Antibiotikum).


Oft wird auch die BORRELIOSE als Mittelmeerkrankheit genannt.
Dabei wird vergessen, dass in manchen Gegenden in Deutschland bereits bis zu 20% der Zecken Träger von Borreliose sind. Es gibt mittlerweile eine gute Schutzimpfung, die jedoch nur in den seltensten Fällen durchgeführt wird. Eine Behandlung wird mit Antibiotika (Doxycyclin) durchgeführt.

Zum Schluss möchten wir noch DIROFILARIOSE besser bekannt als HERZWURM oder FILARIA erwähnen. Die Infektion erfolgt durch den Stich einer Mücke. Ausgewachsene Würmer finden sich im Herzen und in den Lungenarterien. Der Nachweis durch einen Bluttest kann frühestens sechs Monate nach der Infektion erfolgen. Die Symptome sind: Gewichtsverlust, Husten, Herz-  Leber- Niereninsuffizienz, Leberschwellung, Lungenentzündung, um nur einige zu nennen. Durch Medikamente ist es möglich, die Würmer (bis zu 1 mm dick und 25cm lang) absterben zu lassen. Es kann jedoch zu Lungenembolien und Thrombosen kommen, da die abgestorbenen Würmer in den Blutbahnen schwimmen, bis der Körper sie zersetzt hat. Eine Prophylaxe ist mit “Stronghold“ (Firma Phizer) oder „Programm Plus“ (Firma Novatris) möglich.

Mit dieser kurzen Zusammenfassung haben wir versucht, Ihnen einen kleinen Überblick über die gefürchteten Mittelmeerkrankheiten zu geben.

Die Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert.
Ob Sie Ihren Hund vorsorglich auf die Mittelmeerkrankheiten testen lassen, um gegebenenfalls etwas zu unternehmen, bevor die Krankheit ausbricht, bleibt Ihnen überlassen.
Entscheiden Sie sich für einen Test, so lohnt sich ein Preisvergleich. Von Tierarzt zu Tierarzt können die Kosten erheblich schwanken.
Sollte ihr Hund krank werden, was wir nicht hoffen wollen, so sagen Sie ihrem Tierarzt bitte, dass Sie einen Hund „aus dem sonnigen Süden“ haben. Der Tierarzt wird wissen, was dann zu tun ist.

Wir wünschen Ihnen eine gesunde und glückliche Zukunft mit ihrem “Vierbeiner“.

Nachtrag, Oktober 2004
Im ZDF lief vor einigen Tagen ein Bericht über ein Kleinkind, dass im Raum Aachen mit Leishmaniose in die Klinik kam. Das Kind war nie im sonnigen Süden und hatte auch keinen Kontakt zu Hunden. So stellte sich die Frage, woher die Infektion kam. Ein “Mückenforscher“ hat innerhalb einer Nacht 8 Sandmücken gefangen. Die Mücken sind also in Deutschland. Leishmaniose ist kein Problem der südländischen Hunde mehr. Es kann jeden treffen.